Bamboleo ist ein Geschicklichkeitsspiel: Auf einer schlanken Flasche sitzt ein kleiner Gummiball. Auf diesem Ball schwebt eine Scheibe, und auf dieser Scheibe liegen Bauklöze in unterschiedlichen Größen, Farben und Formen scheinbar willkürlich verstreut. Das besondere ist jedoch, dass sich die Holzplatte im Gleichgewicht befindet: Sie scheint auf der kleinen Kugel zu schweben; kein Klotz fällt herunter! Die Aufgabe der Spieler besteht nun darin, einen Klotz nach dem anderen von der Platte zu heben, ohne dass die Anordnung aus dem Gleichgewicht gerät. Das Entfernen eines Klotzes - des richtigen, versteht sich - sollte man vorsichtig, mit Augenmaß und vor allem langsam tun. Verloren hat der, bei dem das Ganze mit Gepolter zusammenfällt.
Manchmal scheint es mir, als gleiche unser Leben diesem Spiel: Auf der Drehscheibe unseres Lebens halten verschiedene Dinge, Aufgaben, Aktivitäten und Umstände sich die Waage. Manchmal gewinnen bestimmte Dinge an Übergewicht, so dass unser Leben in eine Schieflage gerät. Oder wir halsen uns zuviel auf. Unser Leben erscheint uns dann schwerfällig zu sein, mühselig und beladen. Der Gummiball - um im Bild des Spiels zu bleiben - ist dann nicht mehr rund, sondern bedrückt.
Jesus sagt an einer Stelle im Neuen Testament: "Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernt von mir, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen." Ich habe manchmal den Eindruck, dass in unseren Tagen ein gutes Leben darin besteht, mölichst viele Dinge auf die Drehscheibe unseres Lebens zu legen und sie im Gleichgewicht zu halten. Je mehr wir "drauf haben" um so besser. Die Bibel vermittelt mir einen etwas anderen Eindruck von einem gelungenen Leben. Sie sieht tiefer. Sie sieht nicht in erster Linie auf die Oberfläche, sondern - wieder im Bild gesprochen - auf die Kugel darunter. Ein gelungenes Leben ist hier vielleicht mit einem Bamboleo-Ball vergleichbar, der rund ist und nicht eingedrückt oder gar platt. Dies würde bedeuten, dass uns die Lasten nicht niederdrücken, sondern dass immer genügend Kraft da ist. Natürlich können wir den Druck erhöhen (und mehr leisten), damit der Ball schön rund aussieht. Gott will aber - so denke ich - zu allererst, dass wir von unnötigen Lasten befreit werden. Am besten so, dass wir uns gegenseitig die Lasten abnehmen, wo sie uns niederdrücken und aus dem Gleichgewicht zu bringen drohen - vorsichtig und behutsam, damit der andere nicht verletzt wird. "Einer trage des anderen Last, um so das Gesetz Christi zu erfüllen" schreibt Paulus in einem seiner Briefe an die frühe christliche Kirche, zu der nach 2000 Jahren auch meine Kirchengemeinde, die evangelische Stephanus-Kirchengemeinde in Berlin-Zehlendorf gehört.
Dafür will unsere Stephanus-Gemeinde stehen: Auf Gott schauen (um zu erkennen, wer er ist und was er getan haben will), handeln (an unserem Mitmenschen, der manchmal beladen und bedrückt ist) und dadurch eine lebendige Gemeinde sein (die anziehend für andere ist, damit diese wiederum auf Gott schauen, handeln und dadurch...). Dort kann man dann auch sein wie Kinder und spielen... vielleicht Bamboleo?